Unterschätzte und benachteiligte ErzieherInnen: Ergebnisse der BeWAK-Kitastudie 2015

"Ihr spielt und bastelt doch nur!" 76 Prozent des pädagogischen Fachpersonals sind der Ansicht, dass die Gesellschaft ihre Arbeit gering schätzt. Gleichzeitig sind die Anforderungen an sie und ihre Arbeit in den letzten Jahren stetig gewachsen.

Die Betreuungsquote bei unter Dreijährigen hat sich innerhalb kürzester Zeit von 18 auf 32 Prozent verdoppelt. Welche Auswirkungen die Veränderungen auf die Arbeit und das Selbstbild der pädagogischen Fachkräfte hat, haben die Deutsche Kinderhilfe e.V. und der Veranstalter des Deutschen Kitaleitungskongress Wolters Kluwer unter wissenschaftlicher Begleitung von Prof. Dr. Ralf Haderlein von der Hochschule Koblenz jetzt in einer Studie untersucht.


Die Ergebnisse der "Befragung zur Wertschätzung und Anerkennung von Kitaleitungen" (BeWAK Studie 2015) wurden auf dem Deutschen Kitaleitungskongress in Dortmund vorgestellt. Die Ergebnisse im Überblick:

  • 76 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass das Vorurteil vom reinen Spielen und Basteln in der Kita immer noch in der Gesellschaft vorherrscht.
  • 2 Prozent empfinden wirkliche Wertschätzung und Unterstützung durch die Politik, trotz einer erheblichen Anspruchshaltung. (Ein prägnantes Beispiel für die verfehlte Kommunikation ist der mittlerweile sprichwörtliche Vorschlag, die sogenannten "Schlecker-Frauen" zu pädagogischen Fachkräften umzuschulen.)
  • 51 Prozent des befragten Kitapersonals fühlt sich den Belastungen des Arbeitsalltags nicht gewachsen.
  • 53 Prozent der Befragten geben an, eine geistige und emotionale Erschöpfung zu verspüren und sich fix und fertig zu fühlen.
  • 90 Prozent des befragten Kitapersonals sehen keine entsprechende Honorierung der erbrachten Leistungen von Kitaleitungskräften.
  • 86 Prozent denken, dass eine Ausbildungsvergütung mehr Fachkräfte für einen pädagogischen Fachberuf begeistern würde.
  • 83 Prozent der Befragten fordern ein Bundesqualitätsgesetz für Kindertageseinrichtungen von der Regierung.
  • 92 Prozent sind der Meinung, dass Eltern erheblichen Einfluss auf den Arbeitsalltag in der Kita haben und fühlen sich dadurch unterstützt.
  • 63 Prozent der Befragten wünschen sich bei der Betreuung von unter Dreijährigen einen Personalschlüssel von 1: 3, aktuell liegt er bei 1:4,3.

Für die repräsentative Studie wurden über 2.000 Fachkräfte befragt. Die Initiatoren fordern die Politik auf, jetzt ihren Versprechungen Taten folgen zu lassen und die notwendigen Investitionen in die Qualität der Kitas auf den Weg zu bringen. "Angesichts der Tatsache, dass die Mehrzahl der Fachkräfte in den Kitas über 50 Jahre alt ist, droht in den nächsten Jahren ein Fachkräftemangel. Die Rahmenbedingungen müssen daher dringend verbessert werden," sagt Rainer Becker, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Kinderhilfe e. V.


Bessere Rahmenbedingungen wären aber nicht nur aus Sicht des pädagogischen Fachpersonals wünschenswert, sondern auch aus Sicht der Kindesentwicklung. Hirnforscher Prof. Dr. Holger Schulze, Referent auf dem Deutschen Kitaleitungskongress erklärt, warum gut ausgestattete Kitas Grundlagen für lebenslange Bildungsprozesse bieten: "Aus Sicht der Hirnentwicklung beinhaltet die Vorschulzeit mehrere sensible Phasen, in denen Prägungslernen stattfindet. In diesen Phasen vernetzen sich bestimmte Areale im Gehirn der Kinder. Das sind Grundlagen, die nur während dieser Zeit angelegt werden und geformt werden können."

 

Quelle: www.bildungsklick.de