Seit der Diskussion und schließlich der Einführung des Betreuungsgeldes zum 1. August 2013 wird die Befürchtung geäußert, dass dieses vor allem von Familien genutzt werden würde, deren Kinder von institutionellen Angeboten frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung besonders profitieren könnten – wie z.B. von Familien mit Migrationshintergrund oder von Familien aus eher bildungsfernen Milieus. Dadurch, so die Kritik, würde sich eher die Bildungsungleichheit verschärfen als Chancengerechtigkeit gefördert. Laut Statistischem Bundesamt wurde zwischen 1. August 2013 und 31. Dezember 2013 für knapp 65.000 Kinder Betreuungsgeld gewährt.

Vor diesem Hintergrund ist ein Forschungsverbund von DJI und Technischer Universität Dortmund in dem Projekt „Kommunale Bedarfserhebungen U3 – Der regionalspezifische Betreuungsbedarf und seine Bedingungsfaktoren" auch der Frage nachgegangen, ob sich Familien, die sich aufgrund des Betreuungsgeldes gegen ein Angebot frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung entschieden haben, substantiell von Familien unterscheiden, bei denen das Betreuungsgeld keine Rolle für die Betreuungsentscheidung gespielt hat. Dahinter steht die Frage, inwiefern sich hinter der durch das Betreuungsgeld motivierten Betreuungsentscheidung von Eltern, Mechanismen sozialer Ungleichheit und damit Prozesse der Reproduktion sozialer Ungleichheit verbergen.

 

Die Teil-Studie zum Betreuungsgeld kommt auf S. 136f zu folgendem Schluss:

„Alles in allem zeigen die vorliegenden Analysen, dass die Befürchtungen, wonach das Betreuungsgeld zu einer sozial ungleichen Inanspruchnahme von frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung beiträgt, gerechtfertigt scheinen. Geht man von der gut belegten Annahme aus, dass der Bildungsstatus und der Erwerbsstatus der Eltern auch Indikatoren für die ökonomische Situation der Familie darstellen, dann ist das Betreuungsgeld vor allem für Familien attraktiv, die in einer ökonomisch deprivierten Situation leben oder möglicherweise von Arbeitslosigkeit betroffen oder bedroht sind. Hinzu kommt der Befund, wonach Familien mit Migrationshintergrund eher Betreuungsgeld in Anspruch nehmen und dafür auf ein Angebot frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung verzichten. Dies ist insofern kritisch zu betrachten, als dass vor allem für Kinder aus Familien, deren Umgangssprache eine andere als die deutsche Sprache ist, die Kindertagesbetreuung ein wichtiger Ort zum Erlernen der Zweitsprache Deutsch darstellt und damit der Vorbereitung auf die Schule und als Einstieg in eine gelingende Bildungsbiographie dient."

 

Die Detailergebnisse der Studie finden Sie hier

 

Zu Irritationen rund um die Studie haben unterschiedliche Zahlen geführt, die in den Medien - zum Teil aus einer nicht autorisierten Fassung - veröffentlicht wurden. Hierzu nimmt das DJI hier Stellung.

 

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DJI: Betreuungsgeld fördert Bildungsungleichheit

 

Seit der Diskussion und schließlich der Einführung des Betreuungsgeldes zum 1. August 2013 wird die Befürchtung geäußert, dass dieses vor allem von Familien genutzt werden würde, deren Kinder von institutionellen Angeboten frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung besonders profitieren könnten –  wie z.B.  von Familien mit Migrationshintergrund oder von Familien aus eher bildungsfernen Milieus. Dadurch, so die Kritik, würde sich eher die Bildungsungleichheit verschärfen als Chancengerechtigkeit gefördert. Laut Statistischem Bundesamt wurde zwischen 1. August 2013 und 31. Dezember 2013 für knapp 65.000 Kinder Betreuungsgeld gewährt.

 

Vor diesem Hintergrund ist ein Forschungsverbund von DJU und Technischer Universität Dortmund in dem Projekt „Kommunale Bedarfserhebungen U3 – Der regionalspezifische Betreuungsbedarf und seine Bedingungsfaktoren“ auch der Frage nachgegangen, ob sich Familien, die sich aufgrund des Betreuungsgeldes gegen ein Angebot frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung entschieden haben, substantiell von Familien unterscheiden, bei denen das Betreuungsgeld keine Rolle für die Betreuungsentscheidung gespielt hat. Dahinter steht die Frage, inwiefern sich hinter der  durch das Betreuungsgeld motivierten Betreuungsentscheidung von Eltern, Mechanismen sozialer Ungleichheit und damit Prozesse der Reproduktion sozialer Ungleichheit verbergen.

 

Die Teil-Studie zum Betreuungsgeld kommt auf S. 136f zu folgendem Schluss:

 

„Alles in allem zeigen die vorliegenden Analysen, dass die Befürchtungen, wonach das Betreuungsgeld zu einer sozial ungleichen Inanspruchnahme von frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung beiträgt, gerechtfertigt scheinen. Geht man von der gut belegten

Annahme aus, dass der Bildungsstatus und der Erwerbsstatus der Eltern auch Indikatoren für

die ökonomische Situation der Familie darstellen, dann ist das Betreuungsgeld vor allem für

Familien attraktiv, die in einer ökonomisch deprivierten Situation leben oder möglicherweise

von Arbeitslosigkeit betroffen oder bedroht sind. Hinzu kommt der Befund, wonach Familien

mit Migrationshintergrund eher Betreuungsgeld in Anspruch nehmen und dafür auf ein Angebot frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung verzichten. Dies ist insofern kritisch zu betrachten, als dass vor allem für Kinder aus Familien, deren Umgangssprache eine andere als die deutsche Sprache ist, die Kindertagesbetreuung ein wichtiger Ort zum Erlernen der Zweitsprache Deutsch darstellt und damit der Vorbereitung auf die Schule und als Einstieg in eine gelingende Bildungsbiographie dient.“

 

Die Detailergebnisse der Studie finden Sie hier