Unter dem Titel „Frühe Bildung in der Krise?“ hat die WiFFWiFF|||||WiFF ist ein Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der Robert Bosch Stiftung und des Deutschen Jugendinstituts e.V. Die drei Partner setzen sich dafür ein, im frühpädagogischen Weiterbildungssystem in Deutschland mehr Transparenz herzustellen, die Qualität der Angebote zu sichern und anschlussfähige Bildungswege zu fördern. zentrale Zahlen und Rückschlüsse aus dem mittlerweile 5. Fachkräftebarometer Frühe Bildung präsentiert. Wie WiFF-Leiterin Prof. Dr. Kirsten Fuchs-Rechlin zur Begrüßung unterstrich, „beeinflusst das Personal zusammen mit den Rahmenbedingungen maßgeblich die Qualität der Frühkindlichen Bildung“ und aktuell sei die Personalfrage zur Zukunftsfrage für die KiTas geworden.

Hieran anknüpfend wies auch Prof. Dr. Thomas Rauschenbach von der TU Dortmund in seiner Präsentation des Fachkräftebarometer darauf hin, dass aktuell „Krisen und Schreckensszenarien das Bild der KiTa-Landschaft bestimmen“ und er musste einräumen: „Zum ersten Mal sind wir in einer so schwierigen Situation“. Die Krise sei aber auch „das Ergebnis einer unglaublichen Erfolgsgeschichte“.

Nach wie vor schreite der Ausbau der KiTas massiv auf einen Stand von jetzt knapp 60.000 voran – ein Zuwachs von 14 Prozent in den letzten zehn Jahren. Die Anzahl der in den KiTas tätigen Personen sei im gleichen Zeitraum sogar um 56 Prozent auf jetzt rund 722.000 und die Zahl der betreuten Kinder um 22 Prozent auf jetzt 3.853.000 Kinder gestiegen. „Das ist eine beispiellose Expansionsgeschichte“ resümierte Rauschenbach diese Zahlen.

Von den in der KiTa tätigen Personen sind 27 Prozent älter als 50 Jahre und 37 Prozent sind im Alter zwischen 20 und 35 Jahren. Mit Blick auf die Zahlen attestierte Rauschenbach dem Feld „eine gute Altersausgewogenheit“ und in Anbetracht der aktuellen Debatten um Abwanderung überraschend auch „eine hohe Bindung der Fachkräfte“.

"Kein Indiz für Deprofessionalisierung"

Aus den aktuellen Zahlen konnte Rauschenbach des Weiteren auch „kein Indiz für Deprofessionalisierung“ herauslesen: 67 Prozent des KiTa-Personals sind demnach Erzieher*innen, 14 Prozent Kinderpflegerinnen oder Sozialassistent*innen und 6 Prozent Akademiker*innen – bei Letzteren gebe es „wenig Dynamik“. Deutlich gestiegen ist allerdings die Zahl der Auszubildenden in den KiTas auf jetzt 7 Prozent – u.a. wohl ein Effekt der zunehmenden PIA-Ausbildung.

Für das KiTa-Feld konnte Rauschenbach seit 2007 auch von einem starken Rückgang der Arbeitslosigkeit um 65 Prozent berichten. Aktuell seien hier nur gut 10.000 Personen arbeitslos gemeldet bei gleichzeitig deutlich mehr offenen Stellen. Der Erzieher*innen-Beruf sei in diesem Sinne ein „Engpassberuf“ und die Hoffnung liege in der Nachwuchsausbildung.

Diese Hoffnung musste Rauschenbach aber gleichzeitig ein wenig dämpfen, da es sei 2016/17 quasi keine Steigerung der Auszubildenden-Zahlen mehr gebe und auch die Akademiker*innen-Abschlüsse zurückgingen. Ein Problem bei der Nachwuchsausbildung sei die hohe Abbruch-Quote, die bei Erzieher*innen bei rund 40 Prozent liege. Hier müsse dringend angesetzt werden.

Überbewertete Quereinsteiger*innen-Debatte

In vier parallelen Sessions präsentierte die WiFF in der Folge einzelne vertiefte Facetten der Personalsituation im Feld – vom Ganztag über die Arbeitsmarktsituation und die Ausbildung bis zum Personal in der KiTa.
Unter dem Titel „Personal, Kita-Teams und Leitung – Ist der Qualitätsausbau ins Stocken geraten?“ richtete Kirsten Fuchs-Rechlin einen genaueren Blick auf Merkmale der Strukturqualität wie das Qualifikationsniveau, die Leitungsfreistellung oder den Personalschlüssel.

Wie zuvor schon Thomas Rauschenbach bewertete sie das Qualifikationsniveau als „robust“ und es gebe „wesentlich weniger Quereinstiege als die Debatte vermuten lässt“. Die fachlich-affinen Quereinsteiger*innen bezifferten sich insgesamt auf 11.000 und die fachfremden auf 21.000 – bei Letzteren sei aber in den letzten Jahren durchaus ein Anstieg auf jetzt 3 Prozent festzustellen. Insgesamt seien 73 Prozent der Tätigen in der KiTa auf DQRDQR|||||Der Deutsche Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen soll umfassende, bildungsbereichsübergreifende Kompetenzen, die in Deutschland erworbenen wurden, erfassen. Als nationale Realisierung des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) soll er die Besonderheiten des deutschen Bildungssystems berücksichtigen und zur angemessenen Bewertung und Vergleichbarkeit deutscher Qualifikationen in Europa beitragen. Zunächst sollen formale Qualifikationen des deutschen Bildungssystems in den Bereichen Schule, Berufliche Bildung, Hochschulbildung und Weiterbildung einbezogen werden. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. In weiteren Schritten werden die informellen und nonformalen Kompetenzen ebenfalls berücksichtigt. 6 qualifiziert, wobei es große Unterschiede zwischen den Bundesländern gebe – in Bayern liege die Quote so nur bei knapp 50 Prozent. Deutlich sei in den KiTas auch ein Anstieg der heterogenen bzw. multiprofessionellen Teams zu beobachten.

Eine positive Entwicklung konnte Fuchs-Rechlin im Hinblick auf die Leitungsfreistellung feststellen: Im Durchschnitt seien nur noch 8 Prozent der Leitungen ganz ohne Freistellung und 44 Prozent seien nach dem von Prof. Dr. Petra Strehmel entwickelten Modell „mit auskömmlichen Ressourcen ausgestattet“. Problematisch sei die Leitungsfreistellung aber immer noch insbesondere bei kleinen KiTas.

Abschließend konnte die WiFF-Leiterin auch von einer weiteren Verbesserung des Personalschlüssels berichten: Im U3-Bereich gebe es eine leichte Verbesserung auf 1 : 4,0, im Kindergarten eine deutlichere auf 1 : 7,8 und im altersübergreifenden Bereich auf 1 : 6,0. Auch hier musste Fuchs-Rechlin „eine hohe Spannbreite zwischen den Bundesländern“ und eine „noch größer werdenden Schere“ konstatieren.

Das WiFF-Fachkräftebarometer erscheint in Kürze und ist auf der WiFF-Homepage abzurufen.

Karsten Herrmann